Keine leichte Urlaubslektüre, aber eine große Empfehlung …

…. ist Irene Sommerfeld-Sturs neuestes Buch “Rassehundezucht – Genetik für Züchter und Halter”. Jeder Züchter und Hundebesitzer – ideallerweise auch jeder Welpeninteressent – sollte dieses Buch studiert haben, es gibt tiefe Einblicke in den Zustand und die Zukunft unserer Rassehunde, mit teilweise leider ernüchternden Fakten und Ergebnissen.

Mit diesem Buch ist es Irene Sommerfeld-Stur gelungen, eine Brücke zwischen den komplexen wissenschaftlichen Themen der Genetik und den aktuellen Praktiken in der Hundezucht zu schlagen. Sieht man sich den Markt an Hundebüchern an, dann ist dies eine große Ausnahme, denn dort überwiegen die Hunde-Bilderbücher doch wesentlich!

Das Buch liefert in den ersten Kapiteln Grundlagenwissen zu Genetik und Zucht und ein wiederholtes Lesen mancher Abschnitte kann als Novize schon notwendig sein. Dafür aber profitiert man in den nachfolgenden Kapiteln von dem Erlernten und kommt in den Genuß an den allerneuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen teilhaben zu dürfen.

Viele Themen sind hochaktuell und hochbrisant, seien es die gesundheitlichen Probleme wie Hör- und Sehbeeinträchtigung bei der so populären Merle-Farbe (Merle-Gen vor allem im homozygoten Gentyp) oder die extreme Weißscheckung, die ebenfalls zu Taubheit und Störungen des Sehvermögens führen kann. Auch die Zusammenhänge rund um die Themen Brachycephalie, Chondrodystrophie, Zwerg- und Riesenwuchs sind außerst interessant und ausführlich beleuchtet. Es wird hier wissenschaftlich fundiert bestätigt, was eigentlich schon lange bekannt, aber leider oft unter den Tisch gekehrt wird: alles hängt zusammen und jede züchterische Übertreibung hat ihren Preis – die Konsequenzen tragen die Hunde und ihre Besitzer.

Weiters beschäftigt sich das Buch mit den neuesten Erkenntnissen (z.B. DLA Haplotypen) rund um das Thema der Zunahme an autoimmunbedingten Erkrankungen, die laut Studien tatsächlich vermehrt bei Rassehunden (im Vergleich zu Mischlingen) auftreten und dem Verlust der genetischen Vielfalt zu schulden sind.

Im Kapitel Populationsgenetik befasst sich die Autorin außerdem mit den Themen Zuchtwert und Zuchtwertschätzung, Selektion, Inzucht und Kreuzungen und stellt hier wiederum die Erkenntnisse aus Forschung und Wissenschaft den aktuellen Praktiken und Positionen der Züchter und Clubs gegenüber.

Diese Buch ist ein Muss für jeden Züchter und eine Empfehlung für jeden Hundebesitzer. Es wäre schön wenn sich der ein oder andere Züchter, aber auch die Rasseclubs und allen voran der FCI zumindest einige der Erkenntnisse zu Herzen nehmen und bei der Zucht bzw. den Zuchtregeln und den Rassestandards berücksichtigen würden.

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